Ein „Löffel“ löffelt die (braune) Suppe aus / 08.06.2018

... Sein ursprünglicher Gedanke war es, die Welt wieder aus der Sicht eines unvoreingenommenen Kindes zu zeigen, das gerade die Welt entdeckt.  Der Löffel sollte dabei für einen der ersten Gegenstände stehen, die von Kindern wahrgenommen werden. Im Rahmen der Aquamediale 2017 ergab sich dann eine ganz neue Interpretation, eben die vom  Auslöffeln der vom Menschen gemachten Umweltprobleme.
Gregor Krampitz ist Photo-Stahlkünstler und wurde  mehrfach für seine Arbeiten ausgezeichnet.
Beeindruckt von dem Kunstprojekt, hat der  Radduscher Hotelier Torsten Seidel sich bereiterklärt, die Kosten für die Aufstellung zu übernehmen...

Landkreis Dame-Spreewald
https://www.dahme-spreewald.info/de/seite/38364.html

Projektstandorte aquamediale 7

Panta rhei - alles fließt!

 

aquamediale 7
Berliner Zeitung - Kunst und Kähne

Kunst und Kähne

Die Aquamediale im Spreewald in Lübben zeigt den ganzen Sommer lang Skulpturen und Installationen rund ums Wasser
Anne Vorbringer, 14.06.2010

....Viele der Kunstwerke sieht man erst auf den zweiten Blick, sie sind versteckt hinter Weiden und Buchen oder hängen in der Luft über dem Lübbener Stadtgraben - wie das 60 Kilogramm schwere Nilpferd aus Kunststoff, das über den Köpfen der Besucher in den Baumwipfeln hin und her schaukelt. Eine persönliche Geschichte erzählt die Installation "Fernweh" des Berliner Künstlers Gregor Krampitz. Als Kind im geteilten Berlin aufgewachsen, hat er häufig an den Ufern der Panke kleine, selbstgebastelte Schiffe auf Reisen geschickt. In der Hoffnung, ferne Orte anzusteuern, hätte ihm damals schon das nahe gelegene und doch unerreichbare West-Berlin genügt, erzählt der Künstler. Um diesen Erinnerungen Gestalt zu geben, hat Krampitz drei stilisierte weiße Faltboote, wie man sie als Papier-Bastelei aus langweiligen Schulstunden kennt, entwickelt. In einer Reihe auf dem Wasser der Spree platziert, ist eine träumerische Installation entstanden, die sich im Wasser spiegelt wie ein Weihnachtsstern. ....

Mit Papierboten in den Appalachen / Potsdamer Neueste Nachrichten

Mit Papierboten in den Appalachen

von Richard Rabensaat

Und im Hintergrund fließt ein Wasserfall. Die Papierboote von Gregor Krampitz vor der vagen Landschaftsmalerei von Karsten Kelsch. Foto: Manfred Thomas

Karsten Kelsch und Gregor Krampitz zeigen eine Panorama-Installation in der Produzentengalerie M

Auf dem Boden der Produzentengalerie des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler (BVBK) schwimmt eine Mini-Armada aus drei großen Papierbooten. Unter der Decke hängt ein Geschwader von Flugzeugen, ebenfalls aus Papier gefaltet. Im Hintergrund, locker mit schwarzer Farbe auf weißem Untergrund gemalt, rauscht ein Wasserfall in die Tiefe, auf der anderen Seite erhebt sich ein hügeliges Bergpanorama. „Fernweh“, so der Ausstellungstitel, macht sich breit.

Die Neugier auf andere Horizonte und Perspektiven beschäftigt die Kunst bereits seit Jahrhunderten. Schon Caspar David Friedrichs „Wanderer“ zog es in die nebelverhangene Ferne. „Unterwegs in den Appalachen in Tennessee, mit einer anschließenden Fahrt durch das Mississippi-Delta bei New Orleans“ könnten die Künstler gemäß dem Ausstellungstext gewesen sein, oder im Himalaya, oder in den Tagebaulandschaften der Lausitz, oder mit dem Kanu im Spreewald. Im Sommer, in den Ferien, locken ferne Länder und der Wunsch, neue Lebenswelten zu entdecken. Das endet zwar im real existierenden Urlaubstourismus regelmäßig in einer Bettenburg an der restlos zubetonierten, kahlgebrannten, mediterranen Felsküste. Der leise Verdacht, dass da noch etwas anderes jenseits der katalogisierten Tourismusindustrie sein könnte, aber bleibt.

Die Faltobjekte von Gregor Krampitz sind eine Neuerung im Werk des 1966 bei Parchim geborenen Künstlers, der zumeist Fotoarbeiten auf Stahlplatten fertigt. Ihn interessiere das Zusammentreffen von einem Foto, das ja einen Moment für die Ewigkeit festhalten solle, und der Vergänglichkeit des Stahls, der zwar stabil, letztlich aber doch einer ständigen Erosion ausgesetzt sei, erklärt der Künstler. Die Objekte in der Galerie sind zwar aus einem festen Papier gefertigt, aber sicher ebenfalls vergänglich. Als Teilnehmer der „Aquamediale“ lässt Krampitz derzeit eine Flotte von schematisierten, kleinen Häuschen durch die Wasserlandschaft bei Lübben schwimmen. Es sind Zeichen, vielleicht für eine Realität, in der sich viele gewohnte Lebenswelten und Verhaltensmuster ebenfalls auf ein Zeichen reduzieren und ins Schwimmen geraten. Ihre Qualität besteht darin, dem Betrachter einen Spielraum für die Ausdeutung des Bezeichneten zu eröffnen. Heim und Familie, Fernweh, was bedeutet das heute?

Auch die Papierflieger an der Decke der Galerie sind nicht eindeutig festgelegt. Zunächst einmal erscheinen sie als unschuldige Reminiszenzen an die Kindheit, an den Papierflieger, der die Lehrerin im Rücken traf, während sie an der Tafel biologische Formeln erklärte. Allerdings ähneln die Modelle auch den Düsenjägern, mit denen derzeit Soldaten über Afghanistan rauschen und dort ihre tödliche Fracht abwerfen. Das Bergpanorama, vor dem die gefalteten Objekte schweben, könnte ebenso gut ein Urstromtal wie eine Landschaft Afghanistans sein, schließlich ist das Land durch seine großen Bergmassive geprägt. Das vermeintlich unschuldige Thema des Fernwehs bekommt so einen bitteren Beigeschmack.

Der Vieldeutigkeit der Inszenierung entsprechen die Papierbilder von Karsten Kelsch. Locker, mit schwarzem Strich auf große Bahnen mehr gezeichnet als gemalt, lassen sie zwar das gemeinte Motiv erkennen, bleiben aber so weit im Vagen, dass kein illusionistisches Panorama entsteht. Keine bestimmte Bergregion ist gemeint, sondern eine Chiffre für die Bergregion, die vielleicht durch Träume und Erinnerungen spukt.

Der lockere Strich der großen Blätter entspricht dem generell freien Duktus, den Kelsch auch bei seinen Drucken, die sich häufig dem Thema des menschlichen, und daher wie üblich in Malerkreisen dem weiblichen Akt widmen. Die gefalteten Schiffe zusammen mit den frei gehaltenen Landschaftsmalereien ergeben eine hübsche, gut in den Raum gesetzte Installation. Der Betrachter kann seine Gedanken zum Thema frei schweifen lassen. Das ersetzt zwar keine Fernreise, ermöglicht aber immerhin einen kurzen Gedankenflug.

Potsdamer Neueste Nachrichten - 28.07.2011 auf Seite 26